8. Mäerz

Internationale Fraendag

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Lily Becker-Krier (1898-1981)

Die Gewerkschaftskämpferin

Die 1898 geborene Lily Becker schließt sich sehr früh der Arbeiterbewegung an, tritt 1919 in die sozialistische Partei ein und wird dort engagierte Aktivistin. Ihre spontane Rede anlässlich der Demonstration um Teuerungszulage und Lebensmittelpreise vom 13. August 1919 in der Hauptstadt gilt als Beginn ihres lebenslangen politischen Engagements.1

Ab 1919 versucht sie, einen „Verband der weiblichen Angestellten und Arbeiterinnen“ auf die Beine zu setzen. In der Zeitung „Der Proletarier“ appelliert sie:

„Aufgewacht! Kameradinnen! (…) Schwester, Du, die tagtäglich in der Fabrik in staubiger Atmosphäre schwere Arbeiten verrichten musst; Freundin, Du, die im luftlosen Kontor gekrümmt vor großen Büchern sitzest; Du, Kollegin, die im Atelier sich die Hände blutig sticht; Du, Kameradin, die um einen Hungerlohn den ganzen Monat hinter einem Ladentisch stehst; Ihr Alle, die Ihr Euch sorgt und müht, kommt zu uns, mit uns.“ 2

1920 hängt sie den Beruf des „Ladenmädchens“ an den Nagel und wird Hilfssekretärin für das im Jahre 1920 geschaffene Sekretariat der Gewerkschaftskommission. Zur Mai-Demonstration 1920 in Esch-Alzette spricht sie öffentlich. Im Wochenblatt “Proletarier” schreibt sie Beiträge unter der Bezeichnung “Kritik der Zeit”, vor allem auch über Frauenthemen und soziale Probleme. Als 1924 die Arbeiterkammer ins Leben gerufen wird, übernimmt die junge Gewerkschaftsfunktionärin das Sekretariat, eine Funktion, die sie bis 1937 ausübt. Sie hilft mit, 1927 die Frauenorganisation “Foyer de la Femme” zu gründen und wird deren Vizepräsidentin.

In den Dreißigerjahren gehört Lily Becker zu denen, die Flüchtlinge aus Nazi-Deutschland unterstützen. Mit ihrem Mann, Arbeitsminister Pierre Krier, emigriert sie zu Beginn des Zweiten Weltkriegs nach London und in die USA. Bis 1950 bleibt Lily Becker Mitglied in der Parteileitung der sozialistischen Partei, engagiert sich in der Europa-Bewegung und schreibt Beiträge für die Gewerkschaftspresse.

Zur Einführung des Wahlrechts 1919 drückt sie 1979 rückblickend ihre Enttäuschung aus: „De Fraë wor deemols alles wurscht. Si kruten d’Wahlrecht an de Schouss geschott fir d’Dynastie ze retten.“


1 Renée Wagener, “…wie eine frühreife Frucht”. Zur Geschichte des Frauenwahlrechts in Luxemburg, Luxembourg 1994, S. 84-85.

Ben Fayot, Lily Krier-Becker (1898-1981), in Tageblatt vom 5. November 1981 Nr 252, S. 8.

2 Goffinet, Viviane : „Die Arbeiterinnen sollen heraustreten aus dem Schatten ihrer Maschinen […]“ : Frauen und Gewerkschaften zwischen 1900 und 1938,  in „Wenn nun wir Frauen auch das Wort ergreifen …“, S. 239-254.