Die Aktionsplattform JIF2016, ein Zusammenschluss aus 21 Vereinen und Organisationen, hatte zum diesjährigen Weltfrauentag eine Kampagne zum Thema „Frauenbilder“ gestartet. Diese teilte sich auf in ein Feministisches Frauenkulturfest im Neimënster und in eine Demonstration durch die Fußgängerzone der Stadt Luxemburg bis vor das Parlament. Der 8. März bleibt wichtig, weil er auf FrauenRECHTE verweist – Rechte, die teils wenig bekannt, teils unbeachtet sind, teils in Frage gestellt oder bewusst verletzt werden. Er bleibt ein politischer Tag und auch das Frauenkulturfest hat erfolgreich politische Akzente setzen können.
Die Organisatorinnen ziehen eine durchweg positive Bilanz der gemeinsamen Arbeit. So waren zum Frauenkulturfest im Vergleich zu 2015 mehr Besucher_innen gekommen, die zwischen unterhaltsamen, informativen und aktiven Angeboten wählen konnten. Überrascht waren wir vom Zulauf den der Poetry-Slam verzeichnen konnte (danke nochmals an das Kollektiv Géisskan), und vom großen Interesse am Rundtischgespräch über Sexismus in der Werbung. Übrigens konnte bei letzterem das Publikum auch über das in einem Künstler_innenwettbewerb entstandene JIF-Plakat urteilen. Klar wurde dabei, dass viele die Illustration als grenzwertig ansahen und sich mehr Vielfalt und weniger Stereotype gewünscht hätten.
Auf Einladung der Aktionsplattform stellten über 20 Vereine und Initiativen im „Info-Village“ ihre Arbeit und Dienstleistungen vor – ein dynamisch-interaktives Treiben.
Nur die beiden Workshop-Angebote hätten besser besucht sein können. Lag es am Inhalt, an der Werbung oder an zeitlicher Überschneidung, dass z.B. der Rapworkshop kaum Anklang fand?
Gut besucht waren auch die „großen“ Veranstaltungen – das Jazz-Konzert mit dem Ensemble KontraSax und die Aufführung von Eve Enslers „Vaginamonologen“ . Letztere, inszeniert von Laura Supervielle, setzten vor ausverkauftem Haus und begeistertem Publikum einen wichtigen feministischen Abschlussakkord.
Der politische Teil des Frauentags aber gehört der Straße, wo am 8. März ca. 150 Frauen und Männer mit einem Demomarsch ein differenziertes, authentisches und respektvolles Frauenbild forderten. Die Aktionspostkarte „Publicité sexiste – Sexisme dans les médias: Oui, on peut agir!“ fand bei den Passant_innen Zuspruch – viele scheinen gar nicht zu wissen, dass sie gegen Sexismus vorgehen können. Der Parlamentspräsident nahm den politischen Forderungenkatalog der Plattform entgegen und versprach, ihn an das Parlament weiterzugeben. Besondere Beachtung fand die Rede der Vertreterin des Künstler_innenkollektivs „Richtung22“. Mit treffenden Worten verwies sie auf den Alltagssexismus, für den die „Pin-up-Rubrik“ der Online-Nachrichtenseite rtl.lu ein Paradebeispiel darstellt. Wie „Richtung22“ bereits in der Rede vermutet hatte, ließ RTL in der Berichterstattung über die Kundgebung im Abendjournal diesen Teil der Rede „unter den Tisch fallen“…
Es bleibt die Gewissheit, dass das Problemthema „Frauenbild“ nicht mit zwei Veranstaltungen abgeschlossen ist. Schon tags darauf, am 9. März, intervenierte die Aktionsplattform mit einem Protestschreiben an DesignFriends Luxemburg, PaperJam und Mudam-Direktion. Deshalb hat die Aktionsplattform auch beschlossen, eine „Watchgroup“ zu gründen, deren Aufgabe es sein soll, im Namen aller 21 Organisationen auf sexistische Werbung und Sexismus in den Medien rasch zu reagieren. Gleichzeitig bleibt es wichtig, alle Konsumentinnen und Konsumenten, alle Bürgerinnen und Bürger darüber zu informieren, dass Sexismus illegal ist und dass es wichtig ist, Stellung zu beziehen und Missachtung anzuprangern.
Die politischen Forderungen werden wir mit den jeweilig politischen und gesellschaftlichen Verantwortlichen diskutieren, um zu erreichen, dass konkrete Verbesserungen erreicht werden, wie z.B. die Erweiterung des Werberates um Verbraucher_innen aus dem Gleichstellungsbereich.
Und die Perspektive 2017? Man/frau kann sich auf ein weiteres feministisches Kulturfest 2017 freuen. Also: Save the date 5. März 2017!
Und nicht zuletzt bleibt die Aktionsplattform JIF ein dynamisches, offenes Projekt und freut sich auf Verstärkung und Erweiterung durch neue, aktive Mitglieder und Initiativen.